Ehemaliger Verteidigungsminister Papantoniou und Ehefrau wandern ins Gefängnis - Sehr schwere Vorwürfe gegen ihnen



Der ehemalige Verteidigungsminister Jannos Papantoniou und seine Ehefrau Stravroula Kourakou wanderten am Dienstagabend ins Korydallos-Gefängnis im Rahmen ihrer plötzlich beschlossenen U-Haft. 

Er war Minister zu PASOK-Zeiten unter Premierminister Simitis. 2003 hatte der damals aktive Minister (der übrigens auch als "Zar der griech. Wirtschaft" während der Simitis-Zeit bekannt war und als - mit der längsten Amtszeit in der Geschichte nach Wiederherstellung der Demokratie 1974 - Finanzminister von 1996 bis 2001 die Politik leitete um in den Euro einzutreten) Schmiergelder in Höhe von 2,8 Milliarden Schweizer Franken entgegengenommen. Dem griechischen Staat sei damit ein Schaden in Höhe von 400 Millionen Euro entstanden da der Auftrag nicht an preiswertere Kandidaten vergeben wurde. Es wurden sechs Fregatten des Typs „S“ der griechischen Kriegsmarine aufgewertet. Dieser Vertrag war für den Staat sehr ungünstig . Damit der damalige Vertrag unterschrieben wird, vergewisserte sich die bestechende Firma mit Gelder die er erhielt und auf mehreren Konten Schweizer Banken geflossen sind. Außerdem ist von „unübersichtlichen Investitionen“ die Rede. Papantoniou selbst bestreitet bisher alle Schmiergeld-Vorwürfe und ist fast zusammengebrochen als man ihm nach fast 16 Stunden Aussagens verkündete dass er in die Zelle müsse. Er ist der Meinung dass der griechische Staat durch den Kauf neuer Fregatten mit drei Milliarden Euro geschädigt worden wäre, wenn er nicht den Vertrag für die Aufwertung der Fregatten unterzeichnet hätte. Eine klare Antwort gibt es bisher darauf nicht, Militärexperten waren sich uneinig darüber.

Laut den Ermittlern scheinen die Bestechungsbeträge auf Konten eines Diplomingenieurs und Freunds des Ehepaars Papantoniou eingezahlt worden zu sein. Das Geld wurde nach und nach von Zypern aus abgehoben. Der in der Sache angeklagte Ingenieur sagte vor wenigen Tagen aus und wurde gegen eine Kaution von 500.000 Euro und unter der Auflage auf freien Fuß gesetzt, das Griechenland nicht verlassen zu dürfen.

Jannos Papantoniou ist somit der zweite Verteidigungsminister der bisher bestraft wird nachdem sein damaliger Nachgänger Aki Tsochatzopoulos als erster vor ein paar Jahren inhaftiert wurde sowie diverse Konten und Vermögen größtenteils verlor. Beide Männer waren eng vertraut. Papantoniou stand jedenfalls auch auf der berüchtigten Lagarde-Liste drauf. Die griechischen Behörden scheinen bisher gezielt ehemalige Verteidigungsminister zu untersuchen da bei ihnen am meisten Korruption vermutet wird was sich bisher auch bestätigt.

Aufklärend über die Summen die Hellas in die Rüstungsprogramme stecke, war heute auch Finanzminister Tsakalotos: 25% der griechischen Schulden sind auf die Rüstungsaufträge Griechenlands zurückzuführen. Allein nur während der Regierungszeit von Simitis von 1996 bis 2004, hatte Griechenland Waffen im Wert von.....84 Milliarden Euro gekauft! Zum Vergleich nannte er auch die Daten für die Regierung unter Kostas Karamanlis von 2004 bis 2009: "nur" 2 Milliarden Euros wurden in Waffenkauf investiert. Dass also die Verteidigungsminister unter Simitis wohl am meisten korrumpiert waren ist nach Bekanntgabe dieser Zahlen nicht allzu verwunderlich, Geld floss vom Staat damals ohne Grenzen.

Aufstieg und Niedergang des Jannos Papantoniou

Er wurde 1949 in Paris geboren. Seine Eltern waren renommierte Juristen wobei er seine Mutter vor allem bewundere wie er deutlich in seinem autobiographischen Buch schrieb da sie 1964 die erste Frau in Griechenland war die es im Staatsaparrat zur Generaldirektorin einer Staatlichen Behörde schaffte unter Premierminister Georgios Papandreou. Er studierte an den Universitäten Athen, Wisconsin und Sorbonne und erlangte auch seinen Doktortitel an der Universität Cambridge. Seine letzten didaktischen „Fußstapfen“ hinterließ er in Pakistan, wo er an einer lokalen Universität als Wirtschaftsdozent tätig war. Er aktivierte jedoch auch bei jeder Gelegenheit das Forschungszentrum für Progressive Politik, dessen Präsident er war. Über dieses veranstaltete er in zentralen Athener Hotels Kongresse, zu denen er Professoren aus dem Ausland und wichtige Persönlichkeiten einlud. Er selbst hatte bei diesen Kongressen wiederholt seine Ansichten bezüglich der wirtschaftlichen Krise in Griechenland dargelegt und lastete insgesamt den Regierungen der letzten Jahre Verantwortungen an was nazürlich auch ein klein wenig als Ironie gewertet werden kann.

In seiner Jugend (bis 1980) gehörte er der Kommunistischen Partei Griechenlands an (KKE). Dann wechselte er auf die damals neu gegründete sozialistische Partei PASOK rüber auf Bitten Andreas Papandreou (Pasok Gründer und mehrmaliger Premierminister) nachdem letzterer einen interessanten wirtschaftlichen Artikel von Jannos zufällig las und ihn mit ihm haben wollte. 1981 wurde er ins Europaparlament gewählt und ab 1989 bis 2004 wurde er andauernd in Athen als Abgeordnerter ins Griechische Parlament gewählt. Von 1996 bis 2001 war er Wirtschaftsminister und griff sogar in Themen anderer Ministerien ein, er wurde als "Wirtschaftszar" bezeichnet und ebnete den Boden damit das Land die Eurozone betreten konnte. Zwar gab es positive Höhenpunkte aber auch sehr negative. Unter seiner Amtszeit fiel der große historische Börsenkrach 1999 der sehr vielen Menschen in Griechenland ein Vermögen kostete. An sich war das Ereignis kein Skandal, jedoch ging die Regierung damals politisch schlecht damit um und informierte die Bürger falsch. 36 Personen die vor Gericht aussagten, wurden freigesprochen. Anschließend konnte PASOK im Jahr 2000 nochmal die Wahlen gewinnen aber mit geschädigtem Image. Papantoniou selbst musste nach dem Börsenkrach ein anderen Posten bald einnehmen: den des verhängnisvollen Verteidigungsministers.

Stavroula Kourakou war Giannos Papantonious Sekretärin. Sie heirateten nach dem Verlust seiner ersten Ehefrau Lia Kartali, die aus der namhaften und wohlhabenden Familie in Volos stammte und zu einem signifikanten Teil so viel wie kein anderer zu der erfolgreichen Karriere und dem Aufstieg des Giannos Papantoniou beitrug. Der Name seiner Ehefrau Stavroula Kourakou figurierte in der berühmt-berüchtigten „Lagarde-Liste“ neben 1,3 Mio. Euro, welches Geld laut dem Ehepaar der ehemalige Ehemann von ihr als Nacherbschaft für ihre Kinder angelegt hatte. Als der Skandal ausbrach, vertrat Giannos Papantoniou der Name auf der Liste sei nicht der seiner Ehefrau, sondern es handele sich um reine Synonymie. Etwas später gestand er ein, es handele sich um Gelder, die von dem ehemaligen Ehemann seiner Frau (und keiner anderen synonymen also) für deren Kinder in der Schweiz angelegt worden waren. Damals wurde er 2012 auf eine Strafe in Höhe von 100.000 Euro verdonnert plus 14.600 Euro damit er nicht für 4 Jahre ins Gefängis wandert. November 2015 nachdem der Beschluss angefechtet wurde, wurde die Strafe auf 20.000 Euro gesenkt. Nun aber hat die Justiz was anderes beschlossen und ihn nicht so milde bestraft. Er selbst deutete an dass er politisch verfolgt werde mit Hinblick auf SYRIZA da er sich auf Worte des Vize-Gesundheitsministers Pavlos Polakis bezog.

Papantoniou hatte bis Ende der 90er Jahre fast nichts über sein Vermögen preisgegeben bzw. nicht auffällig geworden dass er eventuell ein luxuriöses Leben führte. Dies änderte sich 1998 als das Paar  in dem Athener Stadtbezirk „Kato Kifisia“ auf dem zum Preis von 40 Mio. Drachmen gekauften Grundstück mit einer Fläche von 447,59 qm ein luxuriöse dreistöckige Villa plus  Swimmingpool erbauten. 2002 kaufte man auf der Insel Syros ein halbes Hektar Land im Namen seiner Frau. Auf diesem Stück Land bauten die beiden 2006 eine zweistöckige Villa von 224 qm im Wert von 4 Mio. Euro. Diese Villa wurde dann jedoch 2016 verkauft und zwar für 1 Mio. Euro an einen  griechisch-amerikanischen Unternehmer gekauft, der das Geld auf ein Bankkonto des Herrn Papantoniou in Frankreich einzahlte. Schließlich sind auch noch drei in dem Athener Nobel-Bezirk „Kolonaki“ belegene Wohnungen bekannt. 

Quelle: star.gr , news247.gr, griechenland-blog.gr

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