Studentenaufstand in Athen am 17. November 1973: gab es bei der brutalen Niederschlagung Tote?



Jedes Jahr, am Jahrestag des "Polytechneio", dem Aufstand der Studenten also gegen die Militärjunta am 17. November 1973, kommt es zur Debatte über die Frage der genauen Zahl der Toten während des Aufstands. Ein beliebtes und umstrittenes Thema in den Medien jedes Mal sowie in der Politik.

Neulich provozierte der Parlamentsabgeordnerte der Chrysi Avgi Herr Lagos in dem er in seiner Parlamentsrede davon sprach dass es keinen einzigen Toten damals während der Militärdiktatur in der polytechnischen Universität gab. Griechenland Online betont hier dass es ein Argument dass auf sinkendem Sand steht ist, aber dennoch oft herangezogen wird. Dass es in der Uni keine Tote gab sondern vielleicht nur Verletzte heißt noch lange nicht dass es generell keine im Athener Stadtzentrum gab. Es ist ja bekannt dass nachdem der Panzer die Außentür der Universität niederreisste und den Sicherheitskräften den Eintritt ermöglichte, das Gelände geräumt wurde. Auch der damalige junge Fahrer des Panzers der inzwischen seine Tat bereut da er auch zu der Zeit in der Armee wirklich nix anderes wusste und die Studenten als Feinde betrachtete gab zu, dass es im Gelände viele Verletzte gab und vielleicht auch Tote aber selbst wenn nicht, dann aber höchstwahrscheinlich auf den Straßen anderswo (sein Interview auf griechisch HIER). Die Kämpfe gab es dann zwischen der Bevölkerung (Studenten hauptsächlich) und der brutalen Soldaten und Polizisten auf den Straßen des Zentrums. Und dort gab es zu viele Zeugen damit man die Behauptung von "keinem einzigen Toten" dementieren kann. Ein Regime dass auf Gewalt beruhte und andauernd Folterungen durchführte wird wohl auch in der Lage gewesen sein ein paar Menschen niederzuschießen damit die restlichen ruhig bleiben. Dass 100-200 bekannte Personen mit führenden Aktivitäten während des Aufstandes dann später aufgrund dieser Taten Politiker und Journalisten wurden von denen viele der Korruption verfielen und das Land falsch führten, darf und kann nicht der Grund sein damit man das Regime verherrlicht und die ganze damalige Generation über einen Kamm zieht denn die Bewegungsgründe der Revolte waren zumindest die richtigen.

Als Reaktion auf die Vorwürfe der Abwesenheit der Toten wurde Mitte 2002 in der Nationalen Forschungsstiftung (Εθνικό Ίδρυμα Ερευνών) eine historische Umfrage gestartet, "die die Ereignisse vom November 1973" dokumentiert.

Im Rahmen dieser Forschung wird die Sammlung und Verarbeitung wissenschaftlicher Beweismethoden zu vielen Parametern der Ereignisse, wie der Chronik der Rebellion, dem operationellen Plan für seine Unterdrückung, der Entwicklung der Ereignisse, versucht. Außerhalb der Polytechnischen und so weiter ist natürlich eine der gefragtesten die Zahl und Identität der Opfer. Obwohl die Ermittlungen noch laufen, wird hier eine kurze Darstellung der ersten Erkenntnisse gezeigt, wobei der Schwerpunkt auf der "Genealogie" des Themas liegt.

Wie von Herrn Leonidas Kallivretakis erwähnt, Autor und Schöpfer der Studie "Polytechnic ' 73: Die Frage der Opfer: Tote und Verletzte",  "Die chaotischen und unbegründeten Informationen, die rund um dieses Thema existiert, ist es nicht möglich, zu genießen Aspisch diese eigentümliche "Immunität", im Namen des angeblichen Schutzes des Rufes der Polytechnischen.

Bisher wurden 24 vollständig dokumentierte Todesfälle registriert.

Gleichzeitig wurde eine Liste von sechzehn (16) anonymen Fällen erstellt, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Prozess der "resultierenden gerechtfertigt" als tot, durch amtliche, gebrandete und relativ zuverlässige Einlagen angesehen worden waren, mit konkreten Daten. 16 Personen also wobei man sich fast sicher ist dass diese damals bei der Niederschlagung umkamen.

Schließlich hat die Studie die bekannte Fälle auf dreißig (30) festgelegt, die von 1974 bis heute in den meisten Verzeichnissen andauernd vorkommen, ohne jemals dokumentiert zu werden. All diese anonymen und umstrittenen Fälle bleiben ungelöst, um weitere zu untersuchen, bevor man endgültig beschließt, sie anzunehmen oder abzulehnen. 30 Personen also wobei man sich gar nicht sicher ist ob diese zu den Toten der Niederschlagung des Aufstandes gehören.


Die 24 vollständig dokumentierten Fälle

1. Spyridon Kontomaris des Anastasiou, 57 Jahre alt, Rechtsanwalt (ehemaliger Abgeordnerter im Parlament für Korfu, Partei "Union des Zentrums"), wohnhaft in Agios Meletiou, Athen. Am 16.11.1973, gegen 20.30-21.00 Uhr, während er an der Kreuzung Georgiou Stavrou und Stadiou-Straße war, wurde er druch Tränengas der Polizei gegen die Demonstranten erfasst, was zu einem Herzinfarkt führte. Er wurde in die Erste-Hilfe-Station des Griechischen Roten Kreuzes gebracht, wo man seinen Tod feststellte.

2. Diomidis Komninos des Ioannis, 17 Jahre alt, Schüler, wohnhaft an Lefkadas 7, Athen. Am 16.11.1973, zwischen 21.30 und 21.45 Uhr, während er mit anderen Demonstranten an der Kreuzung von Averof & Marni war, wurde er durch Schüsse, dass durch die Wachleute des Ministeriums für öffentliche Ordnung an die Demonstranten gerichtet war, tödlich verletzt. Er wurde in die Erste-Hilfe-Station des Roten Kreuzes gebracht und von dort aus, jetzt tot, in das Athener Regulierungszentrum (wie damals das Allgemeine Staatskrankenhaus genannt wurde).

3. Sokratis Michail, 57 Jahre alt, Versicherungsexperte, Einwohner von Peristeri, Attiki. Am 16.11.1973, zwischen 21.00 und 22.30 Uhr, während er sich zwischen der Bouboulinas und Solonos Straße befand, wurde er von der Polizei mit Tränengas beworfen dass gegen die Demonstranten gerichtet war. Er wurde halbtot in die Erste-Hilfe-Station des Griech. Roten Kreuzes überführt, wo er anschließend starb.

4. Toril Margrethe Engeland des Per Reidar, 22-jährige Studentin aus Molde von Norwegen. Am 16.11.1973, gegen 23.30 Uhr, wurde sie durch das Feuer von der Wache des Ministeriums für öffentliche Ordnung tödlich an der Brust verletzt. Sie wurde von Demonstranten in das Hotel "Acropol" gebracht und später, bereits tot, in die Erste-Hilfe-Station von IKA. Die Polizei hatte das Mädchen anfangsweise unter falschem Namen angegeben.

5. Vasilios Famellos des Panagiotis, 26 Jahre alt, Privatangestellter, aus Pyrgos Ilias, wohnhaft an der Straße Kasos 1, Kypseli, Athen. Am 16.11.1973, gegen 23.30 Uhr, wurde er von der Wache des Ministeriums für öffentliche Ordnung am Kopf tödlich verletzt. Er wurde von Demonstranten auf die Erste-Hilfe-Station des Roten Kreuzes gebracht und von dort, bereits tot, ins Athener Regulierungszentrum.

6. Georgios Samouris des Andreas, 22 Jahre alt, Panteion-Student, aus Patra, Einwohner der Kountouriotou 7 Square, Koukaki. Um 24.00 Uhr, während er sich im weiteren Bereich der Polytechnischen Universität (Kallidromiou und Zosimadon) befand, wurde er durch Polizeifeuer im Gebärmutterhals tödlich verletzt  Er wurde in das Notariat der Polytechnischen Universität gebracht, wo er verstarb. Von dort wurde erzur Erste-Hilfe-Stationdes IKA verlegt. Zunächst gab die Polizei auch ihn mit falschen Namen an.

7. Dimitrios Kyriakopoulos des Antoniou, 35 Jahre alt, Baumeister, aus Kalavryta, wohnhaft in Peristeri, Attiki. Während der Abendstunden vom 16.11.1973 und während er im polytechnischen Bereich war, wurde er von Tränengas getroffen und dann von Polizisten mit Stäben geschlagen, in deren Folge er an einem akuten Aortenbruch, drei Tage später am 19.11.1973 starb.

8. Spiros Marinos des Dionysios, genannt Georgaras, 31, ein privater Angestellter, aus Zakynthos. Während der Bradynes Stunden der 16.11.1973 und während er im polytechnischen Bereich war, wurde er von Tränengas getroffen und dann von Polizisten mit Stäben geschlagen, Er wurde in das Penteli-Krankenhaus überstellt, wo er am Montag, 19.11.1973, an einem akuten Schlaganfall starb. Begraben in seiner Heimatstadt, wo am 9.9.1974 eine Zeremonie in seiner Erinnerung stattfand.

9. Nikolaos Markoulis des Petros, 24 Jahre alt, Arbeiter, aus dem Partheni von Thessaloniki, ansässig Christomanos 67, Sepolia, Athen. In den frühen Morgenstunden am 17.11.1973, während er am Vathi Platz marschierte, wurde er durch einen Schuss einer Militärpatrouille im Bauch verletzt. Er wurde in das Athener Regulierungszentrum gebracht, wo er am Montag den 19.11.1973 starb.

10. Aikaterini Argyropoulou, 76 Jahre alt, wohnhaft in Agioi Anargyroi, Attica. Um 10.00 Uhr am 17.11.1973, während sie im Hinterhof ihres Hauses lag, wurde sie durch eine Kugel am Rücken verletzt. Wurde in die Klinik "Pammakaristos" (Kato Patisia) eingeliefert, wo sie einen Monat lang im Krankenhaus verblieb und dann in ihre Wohnung umgezogen ist, wo sie an den Folgen ihrer Verletzung nach einem Semester (Mai 1974) starb.


11. Stylianos Karageorgis des Agamemnonos, 19 Jahre alt, Bauarbeiter, wohnhaft an der Miaouli 38, Neo Irakleio Attikis. Am Morgen des 17.11.1973, als er mit anderen Demonstranten auf der Patision Straße, zwischen den Kinos "Aelao" und "Ealinis", war, wurde er durch Schüsse von Marines auf einem gepanzertem Fahrzeug verletzt. Er wurde den K.A.T. Krankenhaus überstellt, wo er 12 Tage später am 30.11.1973, starb.

12. Markos Karamanis des Dimitrios, 23 Jahre alt, Elektriker, aus Piräus, wohnhaft an der Chios 35, Egaleo. Um 10.30 Uhr am 17.11.1973, wurde er am Kopf tödlich verletzt, durch Militärschützen die auf dem Dach der OTE Gesellschaft stationiert waren (Täter, Leutnant Ioannins Dymperis, 573 Infanterie-Bataillon)- Er wurde in die Klinik "Pantanassa" (Victoria Square) überführt, wo sein Tod festgestellt wurde.

13. Alexandros Spartidis des Efstratiou, 16 Jahre alt, Schüler, aus Piräus, wohnhaft von Agia Lavra 80, Athen. Am Morgen des 17.11.1973, während der Marsch die Kreuzung von Patission und Kotsika erreichte, wurde er am Bauch tödlich verletzt, durch Militärschützen die auf dem Dach der OTE Gesellschaft stationiert waren(Täter, Leutnant Ioannins Dymperis, 573 Infanterie-Bataillon). Mit einer durchdringenden Wunde wurde er dem K.A.T. Krankenhaus überführt, wo sein Vater ihn tot fand.

14. Dimitrios Papaioannou, 60 Jahre alt, Fondsmanager der Mehlwerke, ansässig Aristomenous 105, Athen. Gegen 11.30 am 17.11.1973, wurde er auf dem Omonia-Platz mit Tränengas beworfen. Er wurde in die Erste-Hilfe-Station des Roten Kreuzes überführt, wo sein Tod in Folge eines Herzinfarkts festgestellt wurde.

15. Georgios Geritsidis des Alexandos, 47 Jahre alt, Steuerfahnder, Einwohner von Neo Irakleio Attikis. Um 12.00 Uhr 17.11.1973, während er in Nea Liosia in seinem Auto saß, wurde er durch ein Schussfeuer, dass das Dach des Autos durchschlug, tödlich am Kopf verletzt. Er wurde in das Athener Regulierungszentrum überstellt, wo er noch am selben Tag starb.

16. Vassiliki Bekiari des Fotiou, 17 Jahre alt, arbeitende Schülerin aus Ampelakia Valtos Aitoloakarnanias, wohnhaft in Neos Kosmos. Gegen 12.00 Uhr am Mittag des 17.11.1973, während sie auf dem Dach ihres Hauses saß wurde sie durch Polizeifeuer tödlich am Hals verletzt. Sie wurde in das Athener Regulierungszentrum und dann in den "Evangelismos" überführt, wo sie noch am selben Tag starb.

17. Dimitris Theodoras des Theofanous, 52 Jahre alt, wohnhaft Anakreontos 2, Maler. Um 13.00 Uhr, 17.11.1973, wurde bei der Überquerung der Bergbrigade Straße mit der Papagou Avenue bei Zografou durch Schüsse eines Offiziers der Militärpatrouille tödlich verletzt (möglicherweise Kapitän Spyridon Stathakis), die auf dem Hügel des Agios Therapontos stationiert war. Er starb sofort und als er in das Kinderkrankenhaus überstellt wurde, wurde sein Tod nur festgestellt.

18. Alexandros Vassilios (Basri) Caracas, 43 Jahre alt, Afghaner türkischer Staatsangehörigkeit, Magier, Einwohner von Myron 10, Agios Panteleimonas, Athen. Um 13.00 Uhr am 17.11.1973, während er mit seinem 13-jährigen Sohn an der Kreuzung von Cheo und Acharnon Straße marschierte, durch einen Schuss des gepanzerten Militärfahrzeugs tödlich im Bauch verwundet. Er wurde direkt in die Leichenhalle gebracht, wo sein Tod festgestellt wurde.

19. Alexandros Papathanasiou des Spyridon, 59 Jahre alt, pensionierter Steuerfahnder, aus Kerasovo Aitoloakarnanias, wohnhaft in Naxos 116, Athen. Um 13.30 am 18.11.1973, während er mit seinen minderjährigen Töchtern an der Kreuzung der Straßen von Drossopoulou und Kythnos, gegenüber der Ost-Polizeistation, marschierte, wurde er vom Schusswechsel dass von den Polizeibeamten kam und erlitt damit einen Herzinfarkt. Er wurde in die Erste-Hilfe-Station gebracht, wo sein Tod festsgestellt wurde.

20. Andreas Koympos des Stergiosm 63 Jahre alt, Handwerker aus Karditsa, ansässig Amaliados 12, Kolonos. Gegen 11.00 bis 12.00 18.11.1973, während der Marsch an der Kreuzung vom 3. September und Kapodistriou Straße, wurde er im Becken durch das Feuer des gepanzerten Militärfahrzeugs verletzt. Er wurde in die griechische Erste-Hilfe-Station, dann in das Athener Regulierungszentrum und schließlich in die K.A.T. verlegt, wo er am 30.1.1974 starb.

21. Michail Myrogiannis des Dimitrios, 20 Jahre alt, Elektriker, aus Mytilene, wohnhaft Asimaki Fotila 8, Athen. Am Mittag des 18.11.1973, während er an der Kreuzung von Patission und Stournari marschierte, wurde er durch das Feuer des Offiziers der Revolver Army (Offizier der Revolver Army) tödlich verletzt im Kopf. Er wurde in einem komatösen Zustand in die griechische Erste-Hilfe-Station und dann in das Athener Regulierungszentrum gebracht, wo er noch am selben Tag starb.

22. Kyriakos Panteleakis des Dimitrios, 44 Jahre alt, Rechtsanwalt, aus Krokea Lakonias, wohnhaft Ferron 5, Athen. Von 12.00 bis 12.30 Uhr Mittags am 18.11.1973, während er an der Kreuzung von Patission und Gladstonos marschierte, wurde er durch das Feuer des vorbeifahrenden Kampfpanzers tödlich verletzt. Er wurde in das Athener Regulierungszentrum überstellt, wo er an 27.12.1973 starb.

23. Efstathios Koliniatis, 47 Jahre alt, aus Piräus, wohnhaft in Kamatero Attikis. Am 18.11.1973 von Polizisten mit massiven Stäben geschlagen und erlitt Kopferletzungen, woraufhin er am 21.11.1973 starb.

24. Ioannis Mikronis des Angelos, 22 Jahre alt, Student an der Abteilung für Elektrotechnik der Universität Patras, aus Ano Alisso, Achaia. Er beteiligte sich an der Besetzung der Universität Patras. Nach den Ereignissen geschlagen, unter Bedingungen noch ungeklärten. Durch seinen Missbrauch erlitt er einen Bruch der Leber, wodurch er an 17.12.1973 im Athener Volkskrankenhaus starb. Einigen Hinweisen zufolge ereignete sich seine Verletzung in Patras, andere Informationen zufolge  in Athen. Sein Fall wird noch untersucht.

Quelle: news247.gr


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