Die im Jahr 1832 gegründete Nationalbibliothek
Griechenlands, wie auch die Universität von Athen und die Akademie von Athen,
rufen die Zeit des Neoklassizismus in Erinnerung, welche die griechische
Hauptstadt im 19. Jahrhundert erlebt hat. Neoklassizismus hat das Gesicht der
Stadt buchstäblich verändert. Das imposante Gebäude der Innenstadt wurde vom
Architekten Theophil Hansen entworfen und von Ernst Ziller beaufsichtigt. Es
ist ein Gebäude mit schweren dorischen Säulen aus pentelischem Marmor, das sich
durch eine außergewöhnliche Renaissance-Doppeltreppe auszeichnet, die zum
Haupteingang führt.
Die Idee hinter der Gründung einer Nationalbibliothek geht
auf den Philhellenen Johann Jakob Mayer zurück, die im August 1824 in der
Zeitung “Ellinika Chronika” in Missolonghi veröffentlicht wurde. Einige Jahre
später wurde diese Idee vom ersten Gouverneur Griechenlands Ioannis
Kapodistrias umgesetzt, der im Jahr 1829 die Nationalbibliothek mit anderen
Bildungsinstitutionen, wie Schulen, Nationalmuseen und Druckereien,
zusammenbrachte. Zu dieser Zeit wurden sie alle in einem Gebäude auf der Insel
Ägina untergebracht (damals als Waisenhaus genutzt).
Im Jahr 1834 wurde die Bibliothek nach Athen verlegt und
wurde zunächst vorübergehend im öffentlichen Bad des Römischen Marktes
(„romaikí Agora“, auf Griechisch) von Athen und später in der Kirche St.
Eleftherios untergebracht. Die Sammlung wächst zu dieser Zeit schnell mit dem
Kauf privater Bibliotheksbücher und durch viele Buchspenden. Im Jahr 1842 wurde
die „Öffentliche Bibliothek“ mit der Bibliothek der Universität Athen
zusammengelegt.
Die Nationalbibliothek beherbergt das schriftliche
Kulturerbe Griechenlands: seltene Kopien homerische Texte, 1200 Jahre alte
Manuskripte, Karten, darunter die „Karte“ Griechenlands vom griechischen Helden
Rigas Vélestinlis, religiöse Texte, alte Drucke, Archive aus dem Buch «Die
griechische Revolution des 19. Jahrhunderts» oder die persönlichen Notizen des
Dichters Dionysios Solomos, des Autors der griechischen Nationalhymne.
Die Nationalbibliothek ist die griechische Institution, die
für die Umsetzung der gesetzlichen Pflichtexemplarregelung verantwortlich ist.
Die Hinterlegung von Kopien aller Veröffentlichungen ist für die Erstellung
einer vollständigen Sammlung des Kulturerbes erforderlich und gilt als Zeugnis
des kulturellen Schaffens des Landes. Diese Sammlung enthält in Griechenland
und im Ausland hergestelltes Material, welches mit Griechenland und seinem
Volk, seinen Traditionen und der griechischen Zivilisation zusammenhängt. Zu
diesem Zweck ist die Nationalbibliothek von Griechenland dafür verantwortlich,
dieses Kulturerbe zu sammeln, zu pflegen, vom Zerfall zu bewahren und zu
fördern.
2017 hat sich die Nationalbibliothek Griechenlands unter der
Leitung von Generaldirektor Dr. Philippos Tsimpoglou systematisch auf einen historischen
Transfer vorbereitet, der den Übergang zu einem neuen digitalen Zeitalter
ermöglicht hat. Mit diesem vom Innovationsgeist geprägten Schritt, wurde die
Bibliothek von Vallianeio aus, dem historischen neoklassizistischen Gebäude im
Zentrum von Athen, welches zusammen mit der Universität Athens und der Akademie
Athens die sogenannte "Athener Trilogie" bildet, nach Stavros
Niarchos Kulturzentrum verlegt.
Die heutige Nationalbibliothek Griechenlands besteht aus
drei Gebäuden, welche verschiedene Sammlungen und Dienstleistungen beherbergen:
das Stavros Niarchos Kulturzentrum, ein
Gebäude im Stadtteil Votanikos und das historische Vallianeio-Gebäude in der Panepistimiou-Straße.
Heutzutage wird die Nationalbibliothek Griechenlands als ein
lebendiges kulturelles Ökosystem betrachtet, in dem nicht nur die Entwicklung
des kollektiven Selbstbewusstseins und des kollektiven Gedächtnisses, sondern
auch der Humanismus, die Kultur und die demokratischen Werte möglich werden.
Darüber hinaus schafft die Anwendung von jüngsten Technologien die geeigneten
Bedingungen für die Entwicklung der Forschung, der Kreativität und der
Innovation.
Weitere Informationen & Dienstleistungen:
Webseite der Nationalbibliothek Griechenlands:
https://www.nlg.gr
Plattform digitaler Datensammlungen:
https://www.nlg.gr/collection/platforma-psifiakon-syllogon
E-Reading
Room:
https://www.nlg.gr/collection/ilektroniko-anagnostirio
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