Athen: Einstieg in Busse und Trolley nur noch von vorne - Städtische Verkehrsgesellschaft OASA verändert sich




Mit dieser neuen, drastischen Maßnahme versucht das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, die Schwarzfahrerei in Bussen und Trolley zu bewältigen. Seit Montag, 2. Juli, ist der Eingang zu allen Bussen und Trolleys nur durch die Vordertür erlaubt, so dass die Passagiere gezwungen sind, Ihr Ticket vorne zu entwerten unter dem Blick des Fahrers. Der zuständige Generalsekretär des Ministeriums Thanassis Bourdas hatte bereits das entsprechende Dokument an die OASA zur unmittelbaren Anwendung der Maßnahme versendet. 

Bisher aber blieb es jedoch unbekannt, ob die Fahrer juristisch gesehen das Recht haben, den Einstieg für alle zu verbieten, die Ihr Ticket oder Ihre (mittlerweile elektronisch aufladbare) Zeitkarte nicht entwerten, da die Inspektoren (Fahrkartenkontrolleuere)  für diese Vorfälle eigentlich verantwortlich sind. 

Wo sind aber alle Kontrolleure denn? 

Laut LIFO.gr  via Quellen aus dem OASA (Οrganismos Astikon Sygkoinonion Attikis = Athener Fahrgesellschaften - in staatlicher Hand), gibt es nur 15 aktive Kontrolleure für alle Busse (!!!) und Trolleys in der Hauptstadt, wahrscheinlich eine Folge der Sparpolitik der letzten Jahre, während sich aber zumindest weitere zusätzliche neue 65 Angestellte in der Schulung für diesen Job befinden und die schon vom OASA sehnsüchtig erwartet werden.

Vertikale Erhöhung der Einnahmen nach Installierung der Eingangssperren

So wie Verkehrsexperten erklären, seitdem die Sperren in den U-Bahn Stationen angebracht wurden gab es einen starken Anstieg der Ticket-Einnahmen, eine Verbesserung die indirekt die Situation auch der Bussen und Trolleys positiv beeinflusst da  viele der Passagiere von der U-Bahn aus auf diese anderen Verkehrsmittel umsteigen mit bereits entwertetem Ticket als man noch in der U-Bahn Station war. In den nächsten Wochen wird erwartet, dass noch die restlichen viele freien Eingänge an den ISAP Stationen (S-Bahn) „geschlossen“ werden, während mit der zukünftigen Integration der 65 Auszubildenden Kontrolleuren in den Linien ihrer aktiven Kollegen, erwartet wird dass die Finanzen der Öffentlichen Verkehrsmittel sich deutlich verbessern werden.  Die Idee des "französischen Modells" für den Einstieg nur vom vorderen Eingang war schon mal in der Vergangenheit vorgeschlagen worden, aber die Fahrer hatten damals heftig reagiert. Also, ziemlich viele jetzt wie auch damals, sind der Meinung dass diese "Blitz"-Maßnahme etwas dauern wird bis sie überall angewendet wird, sowie mit der Installation der Sperren in der U-Bahn die einige Monate dauerten mit dem Verkehrsminister Christos Spirtzi gezwungen, die Fristen von Monat zu Monat zu verschieben.


Bisher gibt es eine Elastizität in den Bussen seitens der Fahrer was die Einhaltung dieser Regel mit der Vordertür angeht. Viele Fahrer öffnen einfach alle Türen wenn sie sehen dass es zu lange dauert oder die Menschen etwas verwirrt sind da die Athener noch nicht vertraut mit der neuen Regeln sind. Solche Maßnahmen aber brauchen in Griechenland und vorallem definitv immer etwas mehr Zeit (als in anderen europäischen Ländern zum Beispiel) bis alles relativ reibungslos funktioniert. Hier aber sollt etwas betont werden dass allgemein in den Medien nicht oft erwähnt wird: dieses freie Verhalten trifft eher auf die Athener zu. Zwar werden andauernd Beispiele genannt wie es im Ausland aussieht, was die Ergebnisse dort waren und dass es ein "französisches Modell" sei, jedoch sollte man nicht zu weit suchen. Genau dieses System über dass sich Fahrer und Fahrgäste in Athen aufregen, ist Gang und Gebe in vielen Städten Griechenlands und funktioniert tadellos, wie z.B. in Ioannina, Patras, Iraklio, Igoumenitsa, Trikala und anderen. Nach dem Sommer wird man den Weg schon gefunden haben. 


Die Hauptziele des OASA sind der reibungslosere Fluss von Passagieren in Bussen und Trolleys, da Passagiere die Vordertür betreten und von hinten aussteigen, sowie die Reduktion der massiven Schwarzfahrerei. Die heutigen Aussagen erwähnen, dass für den optimalen Service der Passagiere, spezielle Aufkleber auf den Fahrzeugen der ganzen Flotte platziert wurden, während die Informationsmaßnahmen auf der Fahrzeug-Telematik-Bildschirme, "Smart Stops" und der OASA Telematik-Anwendung (app) erweitert werden. 

Wie und warum die Entscheidung getroffen wurde 

Die Maßnahme zielt darauf ab, das Einkommen der OASA Gruppe zu sichern und die Schwarfahrerei zu minimieren. Die Maßnahme ist jedenfalls europaweit weit verbreitet (z.B. London, Paris, Barcelona, Helsinki) mit zufrieden stellenden Ergebnissen. Nach einer kürzlich durchgetragenen großen Umfrage der Fahrgesellschaft, wurde bewiesen, dass etwa  49,5% der Passagiere legal mit Ticket fahren, 17,5% ohne Ticket da sie von dieser Pflicht befreit sind (z.B Arbeitslose und Behinderte dürfen per Gesetz die Öffentlichen Verkehrsmittel Athen vollkommen umsonst nutzen) und 33% illegal ohne jegliches Ticket!  In diesem Zusammenhang wird der Kontrollmechanismus mit 65 neuen Kontrolleuren verstärkt (wie bereits erwähnt), die dem bestehenden Gremium hinzugefügt werden. Das Handbuch und die Ausbildung der Kontrolleure wurden auf der Grundlage internationaler Standards aktualisiert. Es wird darauf hingewiesen, dass jeder Passagier sein elektronisches Ticket/Karte zu am Eingang der Busse und Trolleys zu entwerten hat. 


Der Widerstand gegen die Umsetzung der Maßnahme wurde jedoch von der OASA Arbeitergewerkschaft und den Tochtergesellschaften formuliert und betont, dass dies eine plötzliche, ungeplante Entscheidung der Verwaltung der Organisation ist, die zu Verzögerungen auf den Routen führt. Die OASA unterstreicht jedoch, dass das Verkehrsprojekt durch die Anwendung von Telematik ständig überwacht wird, was gegebenenfalls operative Interventionen ermöglicht. "Nach der Schließung der Tore in der U-Bahn (METRO) und S - Bahn (ISAP), leitete die Fahrgesellschaft nun auch die Maßnahme des Vordereinstiegs in Bussen-Trolleys ein ", sagte CEO von OASA, Giannis Skoympoyris, feststellend dass die Fahrgäste generell bereits konsequent reagieren. "In der nächsten Zeit, dem CEO von OASA zufolge, wird es weitere Schritte zur Verbesserung des Transportsservice geben mit der  Beschaffung von neuen Bussen (92 sollen dieses Jahr eventuell ersetzt werden durch moderne), den Ausbau der " Smart "Stops („clevere Haltestellen“) und der Modernisierung des Systemskontrolls der Busfahrspuren in der Stadt.

Wichtige Daten über OASA

Es ist bisher eine staatliche Organisation. Wurde 1993 mit dieser Form und Namen gegründet. Die Massenbeförderung von Personen in Athen fing aber schon 1900 mit Privaten an. Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zur Gründung und Auflösungen von diversen Gesellschaften. Die erste staatliche jedoch wurde 1961 gegründet.

Über 6.000 Menschen sind dort angestellt. Vor 2009 waren es fast 9.000 was sich kombiniert mit den vielen nicht aktiven Fahrzeugen sich negativ auf die Häufigkeit der Buslinien ausgewirkt hat, etwas was bei den Bahnen fast nicht der Fall ist (die größte Senkung fand bei den Bussen statt - von 5.500 im Jahr 2009 auf 3.500 - im Laufe der Krise).

Es ist in 2 kleineren Organisationen aufgeteilt und zwar OSY (Odikes Sygkoinonies A.E.) die für die Busse und Trolleys zuständig ist und der STASY (Statheres Sygkoinonies A.E.) die für die U-Bahn, der Straßenbahn und der elektrischen S-Bahn zuständig ist und somit auch die 3 jeweiligen Firmen unter ihrem Dach hat.

Diese Fahrgäste fahren vollkommen umsonst: Arbeitslose, Behinderte, Kinder unter 6 Jahren, Soldaten, Polizisten, Grenzwächter, Küstenwächter-Hafenpolizisten und Feuerwehrmänner.

Rabatt auf den Ticketpreis erhalten: Schüler, Studenten staatlicher Universitäten und Berufsschulen, Kinder von 7 bis 18 Jahren, Menschen über 65 Jahren und Angehörige von Familien mit über 3 Kindern.

Anzahl der Busse: 2.021. Davon sind 610 Gasbetrieben und 1.412 dieselbetrieben.
Anzahl der elektrobetriebenen Busse (Trolley): 354.

Nur die halben Fahrzeuge befinden sich im Betrieb da die restlichen entweder Ersatzteile brauchen oder aufgehoben werden um andere aktive ersetzen zu können da im Durchschnitt die Fahrzeuge 13 Jahre alt sind (12,8 die normalen Busse und 13,8 Jahre die Trolleys) und sehr intensiv benutzt werden da eigentlich noch mehr auf den Straßen sein müssten. 43% aller Fahrzeuge sind alter Technologie, noch von Jahren vor 2002.

Quelle: lifo.gr, kathimerini.gr und versch. Medienberichte


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