Proteste eskalierten wieder in Exarchia am Gedenktag - Vor 10 Jahren wird Schüler Grigoropoulos von Polizisten erschossen


Alexis Grigoropoulos. Ein 15-jähriger Schüler der am falschen Ort war und womöglich falsch agierte. Am 6. Dezember 2008 wird er von einem Polizisten brutal niedergeschossen und verliert sein Leben. Sein Freund nebenan Nikos Romanos in dessen Händern er verstarb, grenzte sich aus der Gesellschaft aus und wurde zu einem anarchistischen Verbrecher der als Terrorist eingestuft wurde und nach Jahren festgenommen wurde und seitdem im Gefängniss verweilt, ein Junge der wie er sagt "vom System zerstört wurde". Ein Ereignis das damals die ganze Jugend (hauptsächlich) des Landes auf die Straße brachte wobei sogar in den kleinsten Orten zum ersten Mal protestiert wurde. Athen selbst, schwer demoliert durch die Ausschreittungen stand kurz davor in den Notstand ausgerufen zu werden, etwas was auch die Armee hätte eingeschaltet.


Seitdem aber gilt der 6. Dezember jedes Mal für die Sicherheitsbehörden als ein Tag wo es gewalttätige Proteste geben wird da die autonome Szene anscheinend unter dem Vorwand Alexis rächen zu wollen, sich mal wieder legitimiert sieht größte Schäden anzurichten. Während 2008 und 2009 und teils auch 2010 eine Großzahl an Schülern, Studenten und generell jungen Leuten an den Protesten teilnahmen und ihre Wut zum Ausdruck brachten - die Ermordung eines ihrengleichens brachte das brodelnde Fass nur zum überlaufen und galt als Anlass die Griechische Gesellschaft stark zu verändern - über das korrupte System und die Angst über die sich anbahnende berüchtigte Krise die dann auch tatsächlich eintrat, gab es später keine so große Teilnahme mehr. Nur bis 2012 gab es dann noch die großen Demonstrationen mit bis zu 500.000 Menschen in Athen bezüglich der ersten 2 Memoranden die in diesen Jahren unterschrieben wurden, danach legten sich die Reaktionen.  Autonome und Anarchisten (sowie auch andere dubiose Gruppierungen die sich im Schatten hielten) gewannen immer mehr an Land und ließen keine Protestaktion - vor allem am 6. Dezember jedes Jahres - mehr friedlich verlaufen. Beginnend von deren "Hochburg" Exarchia versucht man immer wieder die Gewaltaktionen auf das ganze Stadtzentrum auszuweiten. Somit verschwand der eigentliche Sinn der Sache. Dies zeigt auch die Tatsache dass zum Beispiel dieses Jahr es am Tag einen friedlichen Marsch vor dem Parlament verlaufend gab während man etwas weiter daneben auf den Straßen kämpfte. Der Marsch wurde von der Polizei beschützt. Dieses Jahr gab es außer in Athen (wo man 13 Personen verhaftete, 2 davon Deutsche, alle werden nun vom Staatsanwalt strafrechtlich verfolgt) Eskalationen auch in Thessaloniki, Volos, Agrinio, Rhodos und auf Kreta in Heraklion. 181 Personen wurden mit aufs Revier gebracht wovon 30 festgenommen wurden. In Thessaloniki wurde jedoch leider die Theologische Fakultät der Aristotle-Universität stark von Vermummten demoliert- Wert des Sachschadens, 100.000 Euro. 




Dieses Mal wurden 2.600 Polizisten mit der Eindämmung der Proteste beauftragt, selbst Wasserwerfer kamen zum Einsatz (die seit ein paar Jahren nie benutzt wurden). Dieses Mal gab es auch Erfolg da man die Rebellischen Leute auf nur 2 Straßen und dem Exarchia Platz und drum herum begrenzte und "nur" 5 Autos und ein paar Dutzende Mülltonnen in Flammen aufgehen ließ. Mit der Polizei jedoch lieferte sich man bis spät in die Nacht Straßenkämpfe - kein ungewohntes Bild für diesen Stadtteil, eine Gegend die in den letzten Jahrzehten schon immer so war und von keiner Regierung so richtig angetastet wurde. Das einzige was sich verändert von Regierung zu Regierung ist eventuell die Häufigkeit von solchen Ereignissen und ob diese nur auf diesen Stadtteil oder nicht begrenzt werden. Zu heutiger Zeit gibt es eine Begrenzung auf nur dort und etwas seltener als früher. Natürlich versprechen immer alle Parteien vor den Wahlen dass es sich dort bessern werde nach Machtübernahme doch bisher wurde solch ein Versprechen nie eingelöst. Wahrscheinlich ist teils sogar auch so gewollt damit sich diese ganzen Gruppierungen irgendwo "entladen" können ohne den Rest der Stadt zu stören (die auch nichts mitbekommt) und damit diese Szene auch ein "Zuhause" hat. Mögliche politische Ziele werden eventuell auch verfolgt. Fakt ist jedoch dass selbst wenn die Gegend "gesäubert" werden würde wie z.B. Oppositionschef Mitsotakis verkündet, würde sich das Problem eben nur auf ein anderes heruntergekommenes Gebiet der Stadt verlagern. Solch ein Phänomen lässt sich nicht von einem Tag auf den anderen lösen.

Natürlich gab es auch dieses Jahr die ein und andere Beschuldigung im Parlament wegen den gestrigen Ereignissen doch auch die Mutter des damals ermordeten Schülers meldete sich zu Wort und meinte (wie schon so oft in all den Jahren) dass ihr Sohn solche Dinge nicht wollen würde und dass man auf diese Art und Weise ihren Sohn nicht ehre. Auch wiederholte sie dass der Gerichtsprozess endlich ein Ende finden sollte. Damals im Dezember 2008 wo die Stadt dem Chaos verfiel und es Millionenschäden, viele Verletzte und viele Festgenommene gab und wo ein Notzustand und ein Eingriff der Armee - es war der größte Volksaufstand seid der Militärdiktatur die 1974 endete - nur knapp vermieden konnte (dank des damaligen Innenministers und heutigem Präsident Griechenlands Herrn Pavlopoulos der obwohl nicht besonders erfolgreich und kurz vorm quittieren, er jedoch einsah dass man abwarten solle bis sich die Wut entlädt und man auf gar keinen Fall hart gegen die Massen vorgehen sollte was später als richtig gewertet wurde), wurden 2 Polizisten verhaftet. Epaminondas Korkoneas der 2 Mal gegen den Schüler auf gerader Linie in seine Brust schoss und sein Kollege der daneben stand und ihn nichts dagegen unternahm und anscheinend ihn auch dazu reizte. Es war spät Nachts, ein Marsch war in Exarchia im Gange, sie patroullierten und anschließend traf man die beiden Jungen die zwar anscheinend eher zufällig dort waren (man ging irgendwo hin zum feiern da Nikos Romanos seinen Namenstag hatte) aber auch wohl vom Marsch beeinflusst, irgendwann begonnen haben die 2 Polizisten zu beschimpfen und sogar 1-2 Flaschen auf sie zu werfen. Der Polizist habe keine Versuche unternommen die Situation zu deeskalieren und schimpfte ebenfalls bis er dann seine Dienstwaffe rausholte, sie ins Visier nahm und losschoss. Danach folgte all das bekannte. Das schlimme ist dass manche sogar fast meinen er hätte recht getan und dass ein 15-jähriger dort nichts zu suchen hatte und er wahrscheinlich auch provozierte. Festnahmen, Tränengas usw. gegen die Jungen einzusetzen wäre alles halbwegs erklärbar, auf sie aber zu schießen? Dort kann und sollte es auch keine Toleranz geben. Er sitzt bis heute im Knast (das endgültige Gerichtsurteil wird währenddessen andauernd verschleppt, es gibt immer Sitzungen in einem Gericht einer Stadt weit außerhalb Athens aus Sicherheitsgründen, die sich jedoch nun zum Ende neigen) und komischerweise bereut er seine Tat nicht, etwas was sogar Kougias seinen Anwalt (und sehr bekannt in Hellas) 2017 dazu veranlasste ihn aufzugeben. Sein Kollege der damals auf 10 Jahre Haft verurteilt wurde befindet sich inzwischen unter Bedingungen auf freiem Fuß.



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