Kritik an Flüchtlingslager auf Inseln Griechenlands - Lob für Türkei - Hellas an Türkei: lasst keine Boote mehr rüber
Die Europäische Kommission hat zum dritten Jahrestag des
EU-Türkei-Abkommens massive Kritik an den Zuständen in griechischen
Flüchtlingslagern geübt. Das geht aus einem internen Bericht der deutschen
Botschaft in Athen hervor, über den die "Welt am Sonntag" berichtet.
Demnach bezeichnete der Vorsitzende des Lenkungsausschusses zur Umsetzung der
Erklärung, der Brite Simon Mordue, die Situation im Hotspot-Lager auf der
Ägäis-Insel Samos in Gesprächen als "eine Schande für Europa".
Die Zeitung schreibt, eigene Recherchen vor Ort zeigten
ebenfalls eine "katastrophale Lage". Laut des Berichts hat die
Kommission die EU-Mitglieder aufgerufen, Handlungsdruck auf Athen auszuüben.
Brüssel nannte die Bereitschaft Athens, Verantwortung zu übernehmen, gering.
Ähnlich negativ fällt das Fazit der deutschen Diplomaten aus: "Drei Jahre
zähes Ringen um gute Aufnahmebedingungen in den Hotspots, schnelle
Asylverfahren und eine Erhöhung der Rückführungszahlen haben nicht die
erhofften Fortschritte gezeigt." Das Lager auf Samos ist einer von fünf
griechischen Hotspots, die im Rahmen des Flüchtlingsabkommens vom 18. März 2016
auf den Inseln errichtet wurden. Die Vereinbarung gilt als wichtigster Baustein
der Flüchtlingspolitik Angela Merkels. Migranten, die ohne Einreiserlaubnis
übers Meer kommen, sollen schnell zurück in die Türkei geschickt werden.
Dadurch soll der Anreiz entfallen, die gefährliche Überfahrt zu wagen. Da aber
weiterhin Migranten übersetzen und bislang kaum jemand zurück in die Türkei geschickt
wird, sind die Unterkünfte heillos überfüllt. Dem Botschaftsbericht zufolge
wurde 2018 nur ein Prozent der ankommenden Personen - insgesamt 322 - zurück in
die Türkei geschickt. Es werde absehbar "auch 2019 nicht gelingen, die
Rückführungsquote erheblich zu steigern". Dies liege unter anderem daran,
dass Griechenland viele Personen von den Inseln aufs Festland überstelle. Die
Folge sei eine "beträchtliche" Migration nach Mitteleuropa.
Gleichzeitig machten Syrer seit Jahresbeginn nur noch rund sieben Prozent der
Ankünfte aus - doch nur für sie gilt das beschleunigte Rückführungsverfahren in
die Türkei.
Vor diesem Hintergrund heißt es aus deutschen Sicherheitskreisen,
dass das Abkommen mit Blick auf den Mechanismus zur Rücküberstellung als
"gescheitert" betrachtet werden müsse. Aus Sicht der deutschen
Diplomaten ist es "schwierig", der "Weltöffentlichkeit" zu
vermitteln, warum Griechenland "nicht in der Lage ist, den ankommenden
Flüchtlingen und Migranten Aufnahmebedingungen nach europäischen Standards zu
bieten und die Asylverfahren so zügig abzuschließen, dass lange Wartezeiten in
dafür nicht ausgelegten Erstaufnahmeeinrichtungen vermieden werden".
Indirekt wird sogar die Hoffnung auf einen Regierungswechsel geäußert:
"Erst ein möglicher Wechsel der Regierung könnte die Bereitschaft zu einer
aktiveren Rückführungspolitik erhöhen." Aus dem Auswärtigen Amt hieß es,
man kommentiere ein als vertraulich eingestuftes Dokument nicht. Ein Sprecher
sagte, die Regierung messe dem Abkommen "hohe Bedeutung" bei. Sein
Erfolg liege in der "substanziellen Reduzierung der irregulären
Ankünfte". Deutschland unterstütze die "effiziente Umsetzung" im
Rahmen der EU-Koordinierung. Die Kommission erklärte, man kommentiere generell
keine angeblichen Äußerungen von Vertretern der Kommission. Die
Gesamtverantwortung für die Ordnung der Migration in Griechenland liege bei der
dortigen Regierung. Die Kommission steuere Hilfe bei. Man habe Athen wiederholt
auf die herausfordernde Situation auf den Inseln hingewiesen. Die griechische Regierung
wies die Vorwürfe zurück. Die geringen Rückführungszahlen hingen damit
zusammen, dass man jeden Antrag entsprechend internationaler Vorgaben prüfe.
Ein Sprecher des griech. Migrationsministeriums sagte dieser Zeitung, Griechenland
werde mit der Krise alleingelassen: "Die Verteilung der Flüchtlinge über
die Mitgliedstaaten wäre der Beweis, dass es innerhalb der EU noch Solidarität
gibt." Athen erklärte zudem, die Türkei solle laut Abkommen das Losfahren
der Boote unterbinden. "Die weiter anhaltenden Überfahrten und die
fehlende Solidarität innerhalb der EU führen dazu, dass die Situation im
Hotspot auf Samos nicht gut ist." Im Botschaftsbericht wird Ankara
hingegen ausdrücklich gelobt: "Die etwa 3,5 Millionen syrischen
Flüchtlinge haben mit finanzieller Hilfe der EU Wurzeln in der Türkei
geschlagen."
Nach Angaben des Migrationsministeriums befinden sich auf den
griechischen Inseln immer noch rund 15.300 Flüchtlinge, die Auffanglager sind
überfüllt. Auf dem Festland sieht es eindeutig besser aus und den Flüchtlingen
fehle es fast an nichts (sogar in den Arbeitsmarkt fängt man an sie zu
integrieren) da es eine bessere Verteilung übers Land gibt während auf den
Inseln Tausende jeweils auf einem Hotspot festgehalten werden was auch oft zu
Konfrontationen mit den griechischen Einwohnern führt die mit der großen Zahl
überfordert sind. Insgesamt gibt es zurzeit in Griechenland über 65.000
Flüchtlinge. Bis Ende 2019 werden es 90.000 eventuell werden da andauernd
vereinzelte Boote aus der Türkei kommen und es für dieses Jahr noch kein
Umsiedlungsprogramm innerhalb der EU gibt. Wenn eins beschlossen werden würde,
dann könnte man die Zahl auf der jetzigen ungefähr behalten meinte der griech.
Migrationspolitikminister.
Quellen: news-und-nachrichten.de , kathimerini.gr
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