Widerstandsheld Manolis Glezos im Alter von 97 Jahren gestorben - Sein Leben



Im Alter von 97 Jahren ist am Montag (30.03) der bekannte Widerstandskämpfer und späterer Politiker Manolis Glezos verstorben. Er war zuvor in ein Krankenhaus eingeliefert worden, weil er Atembeschweren und Schmerzen im Brustbereich hatte. Glezos war bis ins hohe Alter politisch aktiv, bis Juli 2015 als Europaparlamentarier.

Bereits im November vergangenen Jahres musste er wegen Atemproblemen in einer Klinik notversorgt werden, konnte jedoch überleben. Bis zu diesem Zeitpunkt. Nun weht die griechische Fahne auf der Akropolis auf halbmast nach Beschluss des Premierministers Mitsotakis der in seiner Mitteilung sich auch gerührt von ihm verabschiedete. Obwohl sie ideologisch absolute Gegner waren gab es Respekt gegenüber ihn da seine Familie ihn als Patrioten und Freiheitskämpfer anerkennte- Glezos besuchte Mitsotakis auch privat nach dem Tod seines Vaters Konstantinos Mitsotakis. Aufgrund der aktuellen Lage mit der Pandemie, wird die Beisetzung von Glezos nur unter engstem Familienkreis stattfinden - Spenden bat man nicht für Kränze zu verwenden, sondern für die "Nikos Glezos Bibliothek". 

Die Akropolis Aktion

Bekannt geworden war Manolis Glezos einer breiten Öffentlichkeit, als er gemeinsam mit seinem Freund Apostolos Sandas (2011 in Griechenland gestorben) in der Nacht zum 31. Mai 1941 im besetzten Athen auf die Akropolis kletterte und die Hakenkreuzfahne herunterholte - eine waghalsige und mutige Aktion mit großem symbolischem Wert. 



Diese Entscheidung trafen die beide 1 Monat nachdem Griechenland nach mehrwöchigen Kämpfen vor der Wehrmacht kapitulierte. Sie studierten alte Texte über die Akropolis in einer Bibliothek um den besten Weg bis zur Fahne zu planen. In der Nacht geschah es dann, unbemerkt von der Deutschen Wache die dort stationiert war (und sich am Eingang amüsierte). Die Überraschung und die Empörung der Deutschen Leitung am nächsten Tag als man den nackten Mast sah war groß. Es wurden viele befragt und gefoltert doch niemand wusste etwas. Die Leiter der umliegenden griech. Polizeireviers wurden ihres Amtes enthoben und die Soldaten und Offiziere der Deutschen Wache wurden als Strafe hingerichtet. 



Die Aktion galt als eine der ersten großen Widerstandstaten gegen die deutschen Besatzungstruppen. Diesem Beispiel schlossen sich damals viele Griechen an. Bis in die Gegenwart hinein galten Glezos und Santas seither als Symbol des Widerstandes der Völker gegen faschistische Fremdherrschaft und Unterdrückung. Während des Krieges saß er mehrmals im Gefängnis und wurde wiederholt gefoltert. Sein jüngerer Bruder wurde von den deutschen Besatzern hingerichtet.

Zahlreiche Verfolgungen und Inhaftierungen

Nach dem Abzug der deutschen Truppen leitete Glezos zunächst die auch heute noch erscheinende KP-Zeitung „Rizospastis“ als Chefredakteur. Die Zeitung wurde im Dezember 1947 im Zuge des Bürgerkrieges verboten; 1948 wurde er wegen dieser Tätigkeit zum Tode verurteilt; nur ein massiver weltweiter Protest rettete ihn. General De Gaulle appellierte an die damalige griechische Regierung, nicht den „ersten Partisanen Europas” zu exekutieren. In den Folgejahren erhielt er wegen seiner linken politischen Betätigung weitere langjährige Haftstrafen. Unmittelbar nach dem Militärputsch am 21. April 1967 wurde er erneut ins Gefängnis gesteckt. Erst 1971 kam er durch eine Generalamnestie frei. Insgesamt wurde er 28 Mal wegen seiner politischen Aktivitäten verurteilt, darunter dreimal zum Tode. Er verbrachte insgesamt 13 Jahre hinter Gittern. Neben den deutschen Besatzungstruppen forderten auch die italienischen Faschisten und das konservative griechische Nachkriegsregime seinen Tod.

Politische Karriere

Nach dem Sturz der Diktatur war Glezos unter anderem Vorsitzender der Vereinigten Demokratischen Linken (EDA) und Bürgermeister der Gemeinde Apiranthos auf Naxos, wo er geboren wurde. 1984 wurde er für die PASOK erstmals ins Europäische Parlament gewählt. 2002 gründete er die Gruppe „Aktiver Bürger“, die mit der Partei Synaspismos (heute SYRIZA) kooperierte. Trotz seines Alter nahm er auch an vielen Straßenprotesten teil. 2012 wurde er auf der Staatsliste für SYRIZA ins griechische Parlament gewählt. Im Jahr 2014 kam er erneut ins Europäische Parlament, und war dort mit 91 Jahren der älteste Abgeordnete. Zuvor hatte er angekündigt, diesen Posten nach einem Jahr an einen jüngeren Kollegen abzugeben, was er auch tat. 
Am 7. Juli 2015 verabschiedete er sich aus dem EU-Parlament mit einem Zitat zum Kampf der Griechen gegen die „Tyrannen“ aus der EU-Volksvertretung. 
Bei den vorgezogenen Neuwahlen im September 2015 kandidierte Glezos auf der Liste der SYRIZA-Abspaltung Laiki Enotita, die allerdings mit 2,86 % knapp an der Sperrklausel für den Einzug ins Parlament scheiterte.

Manolis Glezos forderte von Deutschland jahrzehntelang Entschädigung für eine Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges gewähren musste, sowie Zahlungen für Kriegsverbrechen und -schäden. Er selbst sprach aber nie von deutschen Reparationszahlungen und individuellen Entschädigungen, sondern von „deutschen Schulden”. Ihrem heutigen Wert nach beliefen sich diese Beträge ohne Zinsen auf rund 162 Milliarden Euro. 

Alternativ meinte er auch, es müsse nicht unbedingt Geld an die griechische Regierung fließen, Deutschland könne auch Stipendien für griechische Studenten oder Infrastrukturprojekte in Griechenland finanzieren da es ihm nicht um das Geld an sich ginge sondern um Gerechtigkeit generell. Seine Vorschläge wurden immer wieder strikt abgewiesen, etwas was ihn zutiefst bestürtzte. 

Ehrungen im Laufe seines Lebens

Schon 1959 ehrte die Post der Sowjetunion Manolis Glezos durch eine Briefmarke, die sein Porträt vor dem Hintergrund der Akropolis zeigt. Er wurde ferner mit dem Internationalen Journalistenpreis 1958, der Goldmedaille Joliot-Curie des Weltfriedensrates 1959 und dem Lenin-Friedenspreis 1963 ausgezeichnet.

Für seine Verdienste um Demokratie, Geologie und Linguistik erhielt er 1996 die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät (Abteilung Geologie) der Universität Patras, 2001 die der Aristoteles-Universität Thessaloniki (Abteilung Ingenieurwesen), 2003 die der Nationalen Technischen Universität Athen (Fakultät für Bergbau und Metallurgie) und 2008 die der Philosophischen Fakultät der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen.

Auf der Akropolis in Athen erinnert eine Bronzetafel im Bereich des Fahnenmastes an die Heldentat von Glezos und Sandas im Jahre 1941.

Der Text auf der Tafel lautet:

„ In der Nacht des 30. Mai 1941 rissen die Patrioten Manolis Glezos und Apostolos Sandas die Fahne der Nazi-Besatzer vom heiligen Felsen der Akropolis. Angebracht vom Vereinten nationalen Widerstand 1941–1944 im Jahre 1982.“

Literarisches Werk von Glezos 

Manolis Glezos schrieb seit 1942 Artikel für griechische Zeitungen und veröffentlichte zudem sogar sechs Bücher auf Griechisch und zwar: Die Geschichte des Buches (1974),Von der Diktatur zur Demokratie (1974), Das Phänomen der Verfremdung in der Sprache (1977), Das Gewissen der felsigen Erde (1997), Hydor, Aura, Nero (2001) & Nationaler Widerstand 1940–1945 (2006).

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