Hagia Sophia wird in Moschee umgewandelt! Internationale Reaktionen und Griechenland "droht" der Türkei nach der provokativen Entscheidung


Die Hagia Sophia, das berühmte Wahrzeichen Istanbuls, wird wieder Moschee. So will es der türkische Präsident Erdogan. Daran gibt es einige Kritik: Die UNESCO sorgt sich um das Welterbe, viele griechisch-orthodoxe Christen sind empört. Griechenland droht mit Konsequenzen (welche diese sein sollen, steht offen, viel kann aber anscheinend nicht gemacht werden...). In dem weltberühmten Gebäude laufen bereits die Vorbereitungen.

Die Entscheidung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, die weltberühmte Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum wieder in eine Moschee umzuwandeln, ruft weltweit Kritik und Sorge hervor.

So teilte die UNESCO mit, sie bedauere die Entscheidung zutiefst. Man hoffe nun, dass die Türkei den UNESCO-Auflagen nachkomme und die Hagia Sophia in ihrem jetzigen Zustand erhalte (interessiert Erdogan aber wohl eher kaum). Das Gebäude aus dem 6. Jahrhundert wird, als Teil der historischen Altstadt Istanbuls, bei der UNESCO als Weltkulturerbe geführt. Damit ist allerdings eine Reihe von rechtlichen Verpflichtungen verbunden. So muss der Staat sicherstellen, dass es keinerlei Veränderungen an der Einzigartigkeit des Bauwerks geben wird. Alle beabsichtigten Veränderungen müssen vorab mit dem Welterbekommitee abgestimmt werden.

Kritik an der Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee kam auch von der EU: Die Entscheidungen des türkischen Obersten Verwaltungsgerichts und des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan seien "bedauerlich", erklärte der Vizepräsident der Europäischen Kommission und EU-Außenbeauftragte, Josep Borrell. Die Hagia Sophia habe einen "starken symbolischen, historischen und universellen Wert".

Besonders heftige Kritik übten Länder, die vom griechisch-orthodoxen Glauben geprägt sind - schließlich war die Hagia Sophia ursprünglich eine griechisch-orthodoxe Kirche. Griechenlands Präsidentin Katerina Sakellaropoulou wertet die geplante Umnutzung dann auch als einen "zutiefst provokanten Akt gegen die internationale Gemeinschaft". Dieser Schritt beleidige auf "brutale Weise das historische Gedächtnis, untergräbt den Wert der Toleranz und vergiftet die Beziehungen der Türkei zur gesamten zivilisierten Welt."

Griechenland hat die Umwandlung des Museums der Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee verurteilt und mit Konsequenzen gedroht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe einen „historischen Fehler begangen“, erklärte der griechische Regierungssprecher Stelios Petsas am Samstag. Auf diese Beleidigung der christlichen Welt müsse es eine entsprechende Antwort geben. „Griechenland verurteilt dieses Verhalten Erdogans und wird alles, was es kann, tun, damit es Konsequenzen für die Türkei gibt“, so der Athener Regierungssprecher. 

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte zuvor schon erklärt, dass der Beschluss Erdogans Folgen für die Beziehungen der Türkei zur EU haben werde. Griechenland und der Nachbar Türkei streiten sich ohnehin schon um Erdgasvorkommen im Mittelmeer und über verschiedene Migrationsthemen.

Die griechische Presse reagierte am Samstag mit Schlagzeilen wie „Die Hagia Sophia ist Opfer des Größenwahns Erdogans geworden“ (konservative Zeitung „Kathimerini“). „Unsinn ohne Ende“, hieß es in der konservativen Zeitung „Eleftheros Typos“. Griechische Kommentatoren meinten, Erdogans Türkei entferne sich mit großer Geschwindigkeit vom Laizismus, der Trennung von Staat und Religion, und sei auf dem Weg zur vollen Islamisierung.

Ähnlich sieht man dies in Russland: Wladimir Dschabarow, der stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des russischen Oberhauses, sagte: "Es bringt Nationen nicht zusammen, sondern bringt sie im Gegenteil zur Kollision." Und Patriarch Kirill, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, erklärte: "Russland ist ein Land, dessen Bevölkerung sich in der Mehrheit zur Orthodoxie bekennt, somit wird, was der Hagia Sophia widerfahren könnte, dem russischen Volk großen Schmerz zufügen."

Russland jedoch an sich als Staat distanzierte sich und meinte lediglich dass dies eine eigene innere Sache der Türkei wäre auf dem die anderen keinen Einfluss haben und dass man zuversichtlich sei dass für Besucher es später noch eine Lösung eventuell geben könnte. 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich ebenfalls kritisch über die Pläne. "Ich hoffe sehr, dass diese Entscheidung noch einmal überdacht wird", schrieb der bayerische Landesbischof auf Facebook. Bedford-Strohm erklärte, die Hagia Sophia sei seit der Umwandlung in ein Museum von vielen Menschen "als Ort eines friedlichen Zusammenlebens der Religionen besucht worden. Das war gut so." Es sollte das Ziel aller sein, dieses friedliche Zusammenleben zu stärken. "Und es sollte auch Ziel staatlichen Handels sein. Die jetzige Entscheidung wirkt dem entgegen und sollte rückgängig gemacht werden."


Die Hagia Sophia ("Göttliche Weisheit") wurde im Jahr 537 als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz geweiht und war die größte Kirche des Christentums. Nach der Eroberung Konstantinopels, des heutigen Istanbul, durch die Osmanen wurde sie 1453 zur Moschee und mit Minaretten versehen. Republikgründer Mustafa Kemal "Atatürk" machte sie 1934 zu einem Museum. Für viele orthodoxe Christen hat die Hagia Sophia eine vergleichbare historische Bedeutung wie der Petersdom für die Katholiken.

Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hatte den Status des berühmten Bauwerks und Wahrzeichens von Istanbul als Museum am Freitag aufgehoben. Nur wenig später unterzeichnete Erdogan ein Dekret zur Nutzung der Hagia Sophia als Moschee. Bereits am 24. Juli soll dort das erste Freitagsgebet stattfinden. Erdogan betonte allerdings auch, dass das Gebäude weiter allen Menschen - egal welchen Glaubens - offen stehe.

Quellen: tagesschau.de , welt.de

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