Kampf gegen Brain Drain: Arbeitsministerin stellt neue Pläne vor



Griechenland wurde bisher vom "Brain Drain" bzw. Talenteschwund heimgesucht.

Die Auswanderung von klugen jungen Köpfen hat sich zwar mittlerweile etwas in Grenzen gehalten (in der Mitte der Krise gab es große Auswanderungswellen) jedoch muss noch reichlich gemacht werden um die noch verbliebene Junge Generation im Lande zu behalten und Ausgewanderte wieder zurück zu bringen, zumindest teilweise. Die selbst auch junge Arbeitsministerin stellte 11 Programme vor die 88.500 Griechen einen Job auf bestimmte Zeit zumindest gewähren sollen - diesmal werden dadurch auch 31.500 junge Arbeitslose profitieren (oft hatten junge Menschen keine Chance ausgewählt zu werden oder wurden nur begrenzt ausgewählt da in solchen Programmen des OAED - das Griechische Arbeitsamt - Menschen mit einer langen Arbeitslosenzeit oder Familien profitierten). Laut Ministerin können diese Programme zur Aneignung von Berufserfahrung helfen, zu einem finanziellem Aufatmen helfen da es sich um gut bezahlte Plätze handelt und vielleicht sogar zu einer späteren Übernahme durch den Arbeitgeber führen. Jedenfalls sind das alle keine permanente Lösung aber zumindest werden der Brain Drain eine Zeit lang gestoppt, sagte sie. Es ist aber natürlich selbstverständlich dass solche teure Maßnahmen nur die Lage etwas verbessern - nachhaltige Lösungen sind nur viele private (und auch staatliche) Investitionen sowie die Besetzung aller freien Stellen im Öffentlichen Dienst. Die neuerdings wieder eingeführten Tarifverträge (bisher wurden 7 unterschrieben die 190.000 Arbeiter betreffen) und die geplante Anhebung des Mindestlohnes und zwar eines einheitlichen egal welchen Alters (damit die Deskriminierung zwischen jüngeren und Älteren ein Ende nimmt), können natürlich auch zur Bekämpfung des Brain Drains beitragen, Ziele die sich die Ministerin schon seit geraumer Zeit gesetzt hat.

Sie selbst deutete auch an dass wie letztes Jahr schon und als Resultat des Haushaltsüberschusses 2018, diesen Winter das Arbeitsministerium allen jungen Leuten zwischen 18 und 24 Jahren die registrierte Arbeitslosen sind aber kein Arbeitslosengeld beziehen da sie üblicherweise nie genug gearbeitet haben, eine Prämie (Έκτακτο Επίδομα Αλληλεγγύης Νέων = Dringende Solidaritätshilfe für Junge Leute) in Höhe von 400 Euro überweist um ihnen eine kleine Hilfe zu gewähren. Letztes Jahr wurden 55.000 junge Leute dadurch finanziert, die Kosten beliefen sich auf 20 Mio. Euro für den Staat.

Die konkrete Maßnahmen gab Arbeitsministerin Efi Achtsioglou (siehe Artikelfoto) neulich bekannt die demnächst in den Start gehen sollen. Elf Programme für 88.500 Griechen die zumindest relativ kurzfristig einen Job bieten sollen, davon profitieren auch 31.500 junge Arbeitslose. Umgesetzt  werden diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bis spätestens zum ersten Quartal 2019. Das Ministerium stellt dafür sogar 632 Millionen Euro zur Verfügung.

Das erste Programm soll bereits ab Oktober 2018 anlaufen. Gesucht werden 10.000 junge Wissenschaftler unter 29 Jahren alt. Sie sollen in Wachstumsbereichen der Wirtschaft eine Arbeitsstelle bekommen. Bis zu 1.600 Euro soll der Gehalt betragen.Privatunternehmen, die die Betreffenden einstellen, für ein Jahr (länger als die herkömmlichen Programme also die nur etwa 500 Euro geben und nur für 5 oder 8 Monate einen Job bereitstellen) werden mit bis zu 800 Euro monatlich subventionieren. 112 Mio. Euro kostet dem Staat das Programm.

In Rahmen eines weiteren Programmes werden 5.500 junge Griechen eine Arbeit in Ministerien bzw. angeschlossenen /abhängigen staatlichen Institutionen finden. Doch auch Projekte der öffentlichen Hand sollen durch geeignete junge Arbeitnehmer unterstützt werden. Der Gehalt wird 1.140 Euro betragen und mit 90 Mio. Euro vom Ministerium finanziert.

Ein drittes Programm für die jungen Arbeitslosen und dass für 16.000 Personen vorgesehen ist wird mit 90 Mio. Euro finanziert und soll Arbeitsplätze subventionieren sowie Praktikums und Ausbildungen finanzieren. 

Die restlichen 8 Programme sind für die übrigen Arbeitslosen. Junge werden zwar nicht ausgeschlossen, jedoch sind diese nicht ausschließlich für deren Altersgruppe und werden somit wohl begrenzt Zutritt haben.

Die vorgenannten staatlich finanzierten Arbeitsbeschaffungsprogramme waren nicht die einzigen in diesem Jahr. Davor gab es noch 3 weitere im Laufe von 2018. Im Sommer begann eins für 10.000 junge Arbeitslose dass Arbeitgeber stark subventioniert um Menschen ziwschen 18 und 29 Jahren einzustellen - 6000 davon Absolventen von Unis und 4000 die keine Hochschule besuchten. Ebenfalls wurden im Sommer - wenn auch etwas spät da die Anti-Feuer-Periode schon im Mai jedes Jahres beginnt - erstmals 5.066 Arbeitslose für die nächsten 8 Monate eingestellt um den Gemeinden und den Forstämtern zu dienen und die Wälder auf Trapp zu bringen und zu beschützen. Anfang 2018 begann auch für 20.000 Arbeitslose bis 35 Jahre alt die Subventionierung von 50% ihres Gehalts, ein Projekt dass 40 Mio. Euro kostet und bis 2020 weitergehen soll mit weiteren vorgemerkten 72 Mio. Euro. Zuletzt wurden über 30.000 Menschen in den Gemeinden Griechenlands auf bestimmte Zeit eingestellt via den "Koinofeli Programmata" und die auch dringend Personal brauchen (diese jedoch mit geringem Gehalt leider, in Hellas werden diese "Gemeinnützigen Programme" für die Gemeinden jedes Jahr als eine Art günstige und eher perspektivlose Personalspritze für die Gemeinden angesehen da es auch meistens nur für 5 oder 8 Monate ist und keine Festanstellung angeboten wird). Alle Programme übersteigen in Ausgaben die 1 Mrd. Euro.

Generell gebe der OAED laut ihrer Leiterin 1,5 Mrd. Euros für die Unterstützung der Arbeitslosen in Griechenland aus. Die Kriterien zum Erhalt von Arbeitslosengeld sollen demnächst noch überarbeitet werden da nur 150.000 Menschen dieses jeden Monat bekommen (vom Rest wird angenommen dass diese Geld von anderen Mitteln beziehen wie zum Beispiel das "Soziale Solidaritätseinkommen" KEA).

Schließlich gibt es im wirtschaftlichen Bereich auch gewisse positive Ergebnisse für 2018 zu melden die dem Brain Drain ebenfalls Schaden zufügen können. Im ersten Semester 2018 gab es einen Wachstum von 2,2% und auch wurde die nationale Wirtschaft von verschiedenen Ratingagenturen deutlich aufgewertet. Die wichtigste Wachstumskraft waren nach Angaben des Wirtschaftsministeriums die Nettoexporte und der leicht angestiegene private Konsum. Vor allem im ersten Semester wurde der zweitgrößte Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen im letzten Jahrzehnt verzeichnet. Außerdem sank die Arbeitslosigkeit zum 1. Mal seit September 2011 auf unter 20 Prozent (siehe unseren Blogartikel dazu HIER) - ein kritischer Punkt für Griechenland bisher da diese Grenze immer als erster Schritt galt aber nie erreicht wurde während der Krise - und zwar auf 19 Prozent (Juli 2018). Die Gedanken die freien Stellen im Öffentlichen Dienst weitgehend zu besetzen sind auch positiv. Auch gab es einen Anstieg der direkten Investitionen aus dem Ausland nach Griechenland. In den Jahren 2015 bis 2018 wurde die größte Summe seit über 15 Jahren registriert mit 3,1 Mrd. Euro! Zum Vergleich gab es zwischen 2002 und 2008 solche Investitionen mit einem Wert von 1,82 Mrd. Euro damit es dann von 2009 bis 2014 auf nur 1,46 Mrd. Euro runterfällt.

Quelle: oaed.gr, fortunegreece.com versch. Medienberichte


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